Das Fest des Brotes - Katholiken feiern Fronleichnam
Fronleichnam, das ist das katholische Fest, an dem die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird. Zentraler Bestandteil des Festes ist die Prozession, der Umzug der Festgemeinde durch die Straßen der Stadt oder des Dorfes. In Tübingen war das Fest als interkultureller Gottesdienst auf dem Marktplatz geplant, doch wegen des launischen Wetters war bis kurz davor nicht klar, ob es auch wie geplant stattfinden konnte.
Es konnte wie geplant stattfinden. Es scheint, dass dem Herrgott der mehr als zweistündige Gottesdienst mit Prozession gefallen hat, so dass er seine Regenwolken erst mal zurückhielt. Fronleichnam, das ist ein schwieriges Fest, mit dem auch viele Katholiken nichts anfangen können. Bei dem viele nicht wissen, was da eigentlich gefeiert wird.
Hierzu Pfarrer Ulrich Skobowsky: "Letztlich ist es so, dass das Geschehen des letzten Abendmahls, das ja praktisch am Vorabend vor dem Sterben, Leiden und Sterben Jesu passiert ist, dass das noch mal sozusagen bei Tageslicht angeschaut wird."
Fronleichnam also quasi als Gründonnerstag II. „Fron" bedeutet „des Herrn" und „Leichnam" sollte man mit „Leib" übersetzen – also Leib des Herrn oder Leib Christi. Damit ist die Gegenwart Gottes in der geweihten Hostie gemeint. Und dieses Brot, so Pfarrer Ulrich Skobowsky, solle die Katholiken zu einem Miteinander, zur Gemeinschaft mobilisieren.
Ulrich Skobowsky: "Dass es nicht nur eine Sache war, die damals passiert ist, an die wir uns fromm erinnern, sondern, dass es etwas ist, was ganz konkret mit unserem Alltag zu tun hat in einer Welt, die immer mehr auseinanderbricht und sozusagen, wo Menschen sich immer weniger zu sagen haben, dass dieses Brot uns zusammenführt."
Dazu passt auch, dass das Fronleichnamsfest als interkultureller Gottesdienst gefeiert wurde. Menschen aus Eritrea, Italien, Kroatien, Polen, Spanien, Südindien und der Ukraine trugen Lesungen, Evangelium und Fürbitten in ihren Muttersprachen vor.
"Es ist so, dass in unserer Stadt in acht verschiedenen Sprachen regelmäßig katholische Gottesdienste stattfinden und natürlich immer für sich auf eine Art", so Skobowsky, "und dann habe ich gedacht, Mensch, gerade wenn es um das eine Brot geht, dann müssen wir doch auch alle miteinander zu Wort kommen. Wir haben alle einander etwas zu sagen. Wir brauchen einander."
Gemeinschaft bilden in einer auseinander krachenden Welt, das war auch Thema in der Predigt Ulrich Skobowskys. Er kritisierte die Wegwerfgesellschaft, in der wir heute leben und hob in diesem Zusammenhang das neue Foodsharing-Café in Tübingen positiv hervor. "Dass da letztlich Brot geteilt wird", so Skobowsky. "Und das Teilen von Brot ist ja witzigerweise, also Teilen ist eigentlich eine Auseinanderbewegung, aber das ist ja etwas, das Menschen zusammenbringt, die möglicherweise zunächst miteinander gar nichts zu tun hatten."
Und so versammelten sich auch Menschen, die zunächst nichts miteinander zu tun hatten, zum Prozessionszug quer durch die Tübinger Altstadt. Im Mittelpunkt stand immer wieder Christus in Gestalt des Brotes.
Skobowsky: "Und hier macht sich sozusagen dieser Jesus bei diesem Abendmahl ganz klein in einem Stückchen Brot, um uns zu zeigen, worum es eigentlich geht. Und dieses Brot miteinander zu teilen. Brot hat ja in so vielen Regionen der Welt eine eminent wichtige Bedeutung. Und Brot steht sozusagen für mehr als für ein Nahrungsmittel. Brot steht eigentlich für unser Leben und für das, was wir miteinander teilen können."
Unterwegs hielt die Gemeinde auf dem Holzmarkt und am Wilhelmstift an, um zu beten zu singen und den Leib Christi in die Welt zu tragen. An einem Blumenteppich vorbei – auch das eine Tradition an Fronleichnam – ging es in die Kirche St. Johannes, wo Gottesdienst und Prozession endeten.
Sechs Gemeinden umfasst die katholische Kirche in Tübingen. Hinzu kommen die sieben Gemeinden anderer Muttersprache. Aus allen diesen Gemeinden waren Gläubige zum Fronleichnamsgottesdienst gekommen.